Ein ereignisreiches Jahr 2021 geht zu Ende
2021 neigt sich dem Ende und wir möchten uns an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei all unseren Sponsoren und Förderern für die großartige Unterstützung bedanken. Ein großes Dankeschön an die Born Free Foundation, den Elephant Crisis Fund von Save the Elephants und Wildlife Conservation Network, Future for Elephants e.V., USAID Liberia und die zahlreichen Einzelpersonen für all die Geldmittel und Spenden, die das Waldelefanten-Schutzprojekt in Liberia ermöglichen. Wir wünschen Euch allen ein Frohes Weihnachtsfest 2021 und ein Gesundes Neues Jahr!
31.10.2021 – Lasst uns die Ernte retten!
Unsere Bestandsaufnahme im Nordwesten ergab unter anderem dass Farmplünderungen durch Elefanten dort in manchen Gebieten ein massives Problem darstellen, das es schnellstens zu beheben gilt. Diese Konflikte finden hauptsächlich in der Regenzeit zwischen Mai und Oktober statt, da in dieser Zeit vermehrt Feldfrüchte reif werden, welche unter anderem auch die Elefanten anlocken. Dies liegt nicht etwa daran dass Elefanten im Wald nicht genug Futter finden würden; im Gegenteil, Afrikanische Waldelefanten ernähren sich im Vergleich zu Savannenelefanten wesentlich mehr von Früchten als von Grünzeug, und davon gibt es auch im Wald während der Regenzeit genug. Zu den Farmplünderungen kommt es hauptsächlich deswegen, weil die natürlichen Lebensräume von Elefanten und anderen Wildtieren zunehmend zerstört oder durch Aktivitäten wie Goldsuche, Jagd und Holzeinschlag massiv gestört werden und sie somit immer mehr in Randbereiche, in die Nähe von menschlichen Siedlungen abgedrängt werden. Dadurch dass die heutigen Kulturpflanzen über Jahrhunderte hinweg durch menschliche Züchtung immer mehr veredelt wurden, enthalten sie im Vergleich zu Wildpflanzen mehr Nährstoffe und weniger schwer verdauliche Fasern und ungenießbare sekundäre Pflanzenstoffe, was sie natürlich auch für Wildtiere zu einer wertvollen Energie- und Nährstoffquelle macht. Elefanten finden also vor allem in der zweiten Hälfte der Regenzeit, kurz vor der Ernte, einen reich gedeckten Tisch vor, an dem sie sich gerne bedienen. Dabei haben sie meist leichtes Spiel – allein ihre schiere Größe ängstigt natürlich die Menschen und meistens laufen die Bauern davon bzw. trauen sich nicht mehr auf die Farm, wenn Elefanten in der Nähe sind. Dabei gäbe es eine ganz Palette an bewährten Methoden, wie man die Feldfrüchte vor Elefanten und anderen Wildtieren schützen könnte. Die meisten betroffenen Bauern in Liberia wissen darüber aber kaum Bescheid, so dass entsprechende Schutzmaßnahmen in Liberia bisher kaum Anwendung finden. Daher konzentrierten wir unsere Aktivitäten in der diesjährigen Regenzeit komplett auf ein Programm zur Lösung dieser sogenannten Mensch-Elefanten-Konflikte. Wichtig war vor allem, die Bauern rechtzeitig auf die kritische Erntezeit vorzubereiten und so hielten wir bereits ab Mai zahlreiche Trainingskurse sowohl für betroffene Farmer als auch für Ranger der Waldschutzbehörde, die uns bei unseren Aktivitäten in den Dörfern stets unterstützen. Zu den bewährten Methoden gehören neben Lärm machen (z.B. mit Vuvuzelas oder dem Spannen von Seilen, an die alte, mit Steinen befüllte Getränkedosen gehängt werden) Vogelscheuen und Feuer vor allem das Abbrennen von Chilibriketts sowie das Aufstellen von Chilizäunen, d.h. einfachen Zäunen deren Schnüre in einer Chili-Öl-Mischung getränkt wurden. Elefanten mögen kein Chili und lassen sich von dessen Geruch in der Regel ganz gut abschrecken. Am wichtigsten ist zudem das Bewachen der Farmen während der kritischen Erntezeit, d.h. es sollten immer, auch nachts, Menschen auf der Farm anwesend sein, da Elefanten jeglichen Kontakt mit Menschen in der Regel vermeiden. In vielen Gegenden gehen die Bauern aber abends in ihre Dörfer zurück und lassen so ihr wertvolles Gut, die Feldfrüchte, unbewacht auf den Feldern. Unsere Training umfasst neben einem theoretischen Teil auch sehr viel praktische Arbeit, und in jedem trainierten Dorf wird mindestens eine bereits bestehende Farm zur Demonstration mit den verschiedenen Methoden präpariert. Dabei legen wir Wert auf die Verwendung von kostenfreien oder billigen Materialien, die es in den Kommunen sowieso gibt und die oft keine weitere Verwendung mehr finden (z.B. Abfälle der Palmölproduktion oder Reismühlen für die Zäune bzw. Chilibriketts, alte Topfdeckel zum Lärm machen etc.), um die Bauern bei der Anwendung der Methoden auch in Zukunft so unabhängig wie möglich zu halten. Für den Anfang aber erhält jede trainierte Kommune einen “Starter Kit“, also ein Basis-Set an Trillerpfeifen, alten T-Shirts für die Vogelscheuchen, sowie getrockneten Chili und Arbeitshandschuhe zum Anfertigen der Chilibriketts und Zäune.
Mai 2021 – Noch circa 1.000 Waldelefanten in Liberia
Unsere Bestandsaufnahme der Elefantenpopulation im Nordwesten Liberias haben wir mittlerweile abgeschlossen und unsere Daten weisen darauf hin, dass es im nordwestlichen Waldblock noch circa 350-450 Elefanten gibt. Das ist eine vorläufige Schätzung, die wir durch Folge-surveys in der nächsten Trockenzeit noch konsolidieren müssen, aber bereits eine sehr realistische Zahl. Im Vergleich zum Nordwesten ist der verbleibende Waldblock im Südosten Liberias größer, und es kommt dort Berichten zufolge auch nicht so häufig zu Mensch-Elefanten-Konflikten (hauptsächlich Farmplünderungen), die unter anderem Auslöser für die Jagd auf Elefanten sind, so dass wir annehmen, dass es im Süden auch noch mindestens 450 bzw. sehr wahrscheinlich mehr Elefanten geben sollte. Im Moment liegt unsere Schätzung für ganz Liberia bei circa 1.000 Elefanten. Im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten hat Liberia damit die größte Waldelefantenpopulation. Dem letzten Statusbericht der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) zur afrikanischen Elefantenpopulation von 2016 zufolge gab es damals noch ca. 135-155 Waldelefanten in Sierra Leone, 64-138 in Guinea und 650-800 in Elfenbeinküste. Allerdings ist das bereits 5 Jahre her, und wie die Waldbehörde von Elfenbeinküste kürzlich bekannt gab, liegt ihre Schätzung heute bei unter 500 Elefanten. In Guinea sind es möglicherweise nur noch maximal 50. Damit wird Liberia in der Region zum wichtigsten Gebiet für die Erhaltung einer überlebensfähigen Waldelefantenpopulation – erfolgreiche Schutzmaßnahmen in Liberia sind also immens wichtig. Ein dickes Dankeschön an alle die unsere Arbeit hier unterstützen!
25.03.2021 – Afrikanischer Waldelefant vom Aussterben bedroht!
Endlich. Was in Fachkreisen längst bekannt war und bereits seit Jahren immer wieder betont und gefordert wurde ist nun seit dem 25. März 2021 “offiziell“: Die Weltnaturschutzorganisation IUCN erkennt den afrikanischen Waldelefanten als eigene Art an und klassifiziert ihn auf der Roten Liste der bedrohten Arten als “vom Aussterben bedroht“, der höchsten von drei Gefährdungsstufen (gefolgt von “Stark Gefährdet“ und “Gefährdet“). Damit legt der afrikanische Waldelefant auf der Roten Liste tragischerweise einen rasanten “Aufstieg“ hin, wurde er doch bisher zusammen mit dem Savannenelefanten als eine Art zusammengefasst und “nur“ als “Gefährdet“ gelistet. (Der Savannenelefant gilt nun als “Stark Gefährdet“.)
Dabei geht die Debatte genau genommen sogar schon bis 1900 zurück, als der deutsche Zoologe Paul Matschie zum ersten Mal vorschlug den afrikanischen Waldelefanten als eigene Art zu klassifizieren: Loxodonta cyclotis, genauso wie 1928 der portugiesische Naturforscher Fernando Frade. Im Jahre 2000 lieferte der britische Zoologe Peter Grubb erstmals “harte“ wissenschaftliche Beweise anhand von Schädelmerkmalen und weiteren anatomischen Merkmalen, die Waldelefanten ganz klar von Savannenelefanten unterscheiden. 2001 folgten dann durch Alfred Roca und sein Forschungsteam zusätzlich genetische Beweise. 2010 konnten Forscher des Weiteren nachweisen dass sich die Entwicklungslinien afrikanischer Wald- und Savannenelefanten vor ca. 5-6 Millionen Jahren aufgesplittet haben, weit früher als bisher angenommen, und sich ihr Genom mindestens genauso stark, wenn nicht sogar noch mehr unterscheidet wie z.B. das von asiatischen Elefanten und dem ausgestorbenen Wollmammut, die sogar unterschiedlichen Gattungen angehören. Dennoch: Wald- und Savannenelefant wurden weiterhin “in einen Topf geworfen“ und als eine Art angesehen, die auf der Roten Liste “nur“ als “Gefährdet“ galt. Grund dafür war unter anderem das “Hybridproblem“, d.h. die Tatsache dass Wald- und Savannenelefanten sich in manchen überlappenden Gebieten paaren und fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugen können, was eigentlich dem klassischen Artbegriff widerspricht. Heutzutage spielen beim Artbegriff aber außer der Reproduktionsfähigkeit noch andere Kriterien wie Morphologie, Genetik und Molekularbiologie eine Rolle.
Wie auch immer, diese Debatte ist nun endlich vom Tisch und wir begrüßen die Entscheidung von IUCN sehr. Wieso eigentlich? – Natürlich ändert eine menschengemachte Definition nichts an der Realität und tatsächlichen Lage des Waldelefanten, und natürlich ist klar dass der Waldelefant nun nicht “plötzlich“ über Nacht vom Aussterben bedroht ist, denn das wissen wir schon seit längerem. Dennoch ist diese nun offizielle Anerkennung einer eigenen Art und Reklassifizierung des Status wichtig, führt sie durch die Schlagzeilen nicht nur zu internationaler Aufmerksamkeit, sondern spielt auch eine Rolle bei der Einwerbung von Geldern. Mittel für den internationalen Naturschutz stehen leider nicht unbegrenzt zur Verfügung, Geldgeber müssen daher verständlicherweise Prioritäten setzen und nicht selten spielt der Gefährdungsstatus eine Rolle welche Arterhaltungsprojekte gefördert werden. So hoffen wir natürlich dass der “neue“ Status den Waldelefanten zugutekommen wird und es noch nicht zu spät ist diese wunderbare Art unserem Planeten zu erhalten!
Februar 2021 – Aufregende Zeiten
Die lange Funkstille seit dem letzten Update dieser Seite ist nicht etwa den Weihnachtsfeiertagen geschuldet, sondern der Tatsache dass über die deutschen Herbst- und Wintermonate hier in Liberia Trockenzeit herrscht und wir daher in dieser Zeit immer unheimlich viel unterwegs sind. Ende Oktober haben wir die zwei Elefantenbrüder aus Guinea und die sie begleitende Ranger-Eskorte in Nimba, einem Bezirk in Nord-Liberia besucht. Das war wirklich aufregend und ein ganz besonderes Erlebnis! Da die beiden Elefanten an Menschen gewöhnt sind, konnte man sich ihnen sehr gut nähern und aus nächster Nähe beobachten! Mittlerweile, d.h. seit dem 25. Dezember sind die zwei außergewöhnlichen Besucher wieder in ihre ursprüngliche Heimat, dem Ziama Biosphären Reservat in Guinea zurückgekehrt. Trotzdem bleiben wir hier in Liberia, d.h. das neu gegründete “Elefanten-Notfall-Komitee“" sowie die Ranger-Eskorten Teams wachsam und sind gerüstet für den Fall dass sie eines Tages wieder nach Liberia zurückkehren. Im November, Dezember und Januar haben wir dann nochmals drei größere Waldexkursionen unternommen um die noch verbleibenden Gebiete im Nordwesten nach Elefantenvorkommen abzusuchen. Anfang Februar haben wir Ranger und Studenten vom südöstlichen Waldblock im Sammeln von Elefanten-Kotproben geschult, so dass wir von nun an auch Material aus diesen Regionen zur genetischen Analyse bekommen werden. Nun sind wir vor allem mit der Datenanalyse der Bestandsaufnahme des Nordwestens beschäftigt und bereiten gleichzeitig ein umfangreiches Training für die von Elefantenkonflikten betroffenen Dörfer vor, in dem wir die Leute vor allem in gängigen Methoden zur Konfliktlösung schulen werden, so dass sie in der nächsten Regenzeit besser auf potentielle Konflikte mit Elefanten vorbereitet sind und dementsprechend reagieren können. Neben Gola Konneh werden noch zehn andere stark betroffene Dörfer in dieses erste Training mit einbezogen. Typische Maßnahmen sind zum Beispiel die organisierte Bewachung der Farmen während der kritischen Erntezeit, Lärm und Beleuchtung, Feuer und das Abbrennen von Chili Briketts. Die Teilnehmer erhalten zudem ein Basis-Set an benötigten Materialien wie ein Megaphon, Taschenlampen, Trillerpfeifen, sowie Gesichtsmasken, Handschuhe und Chilipulver zur Anfertigung der Chili Briketts. Hierfür könnten wir noch sehr gut Spenden brauchen, es fehlen noch ca. 1.500 € um Sets für alle betroffenen Kommunen gewährleisten zu können. Danke!
September 2020 – Besuch aus Guinea
Anfang September bekam Liberia Besuch von zwei Elefantenbullen aus Guinea. Sie stammen vom Ziama Massiv, einem Biosphären-Reservat an der nordöstlichen Grenze mit Liberia, und sind der guineischen Waldschutzbehörde aufgrund ihrer tragischen Geschichte wohl bekannt. Die beiden Dickhäuter sind vermutlich Brüder und verloren im August 2016 ihre Mutter, als sie von guineischen Wilderern getötet wurde. Seitdem halten sich die zwei Waisen bevorzugt in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf und sind dementsprechend an Menschen gewöhnt und zeigen keine Fluchtreflexe. Dies macht sie natürlich äußerst verwundbar und eine leichte Zielscheibe für Wilderer. In Guinea stehen sie deshalb unter kontinuierlicher Beobachtung durch die Waldschutzbehörde. Anfang September machten sich die beiden Bullen nun plötzlich zu einer Reise gen Südosten auf, wanderten zunächst nach Liberia, durchquerten dort den Nordosten und machten einen kurzen Ausflug in die Elfenbeinküste. Mittlerweile (22.10.2020) sind die beiden wanderlustigen Gefährten wieder im Norden Liberias zurück. Es lässt sich kaum vorhersagen, was sie als nächstes vorhaben, die beiden machen es wirklich spannend! Aufgrund diese speziellen Situation haben wir zusammen mit Partnerorganisationen und der liberianischen Waldschutzbehörde ein “Elefanten-Notfall-Komitee“" gegründet und einen Notfallplan zum Schutz sowohl der beiden Besucher wie auch der z.T. sehr begeisterten Landbevölkerung erstellt, um gefährliche Situationen wie auch etwaige Plünderungen von Farmen von vornherein zu vermeiden. Sobald es die Straßenverhältnisse nach der nun endenden Regenzeit erlauben, werden wir natürlich sofort eine Expedition starten und die beiden “Touristen“ im Norden Liberias besuchen, unter anderem um frische Kotproben für die genetische Analyse zur Klärung ihres Verwandtschaftsverhältnisses zu sammeln.
30.06.20 – Notfall in Gola Konneh!
Mit Beginn der Regenzeit ab Mai/Juni verlassen die Elefanten nach und nach wieder ihre abgelegenen Rückzugsgebiete und breiten sich weiter über größere Regionen aus. Das ist die Zeit in der es auch vermehrt zu Mensch-Elefanten-Konflikten kommt. Besonders außerhalb der Schutzgebiete werden die noch vorhandenen potentiellen Elefantenhabitate zunehmend durch menschliche Aktivitäten wie Brandrodung für Landwirtschaft zerstört und fragmentiert. Des Weiteren fällt die Ernteperiode vieler Feldfrüchte wie z.B. Mais, Reis und Cassava in die Regenzeit, so dass Elefanten nun häufig Farmen aufsuchen um sich dort am reich gedeckten Tisch zu bedienen. Dabei sind meist die weiter von Dörfern abgelegenen Farmen nahe verbleibender Elefantengebiete betroffen, doch kann es in Ausnahmefällen auch dazu kommen dass Elefanten näher an die menschliche Siedlungen herankommen bzw. diese sogar betreten.
Dies war vor kurzem der Fall in Gola Konneh, einem Distrikt am westlichen Ende des nördlichen Waldblockes, das an den Gola Nationalpark grenzt. Mitte Mai erreichten uns die Anrufe aufgeregter Dorfbewohner die uns berichteten dass sich mehrere Elefanten in den umliegenden Farmen aufhalten und einige nachts sogar ihre Dörfer aufsuchen und Bananenstauden und Mangos fressen würden. Schnell stellten wir mit unseren Partnern von der liberianischen Waldschutzbehörde ein Notfall-Team zusammen und statteten der Dorfgemeinde einen dreitätigen Aufklärungsbesuch ab. Dabei führten wir sowohl Gespräche mit betroffenen Farmern als auch Feldbegehungen und Besichtigungen der geplünderten Felder durch.
Mensch-Elefanten-Konflikte sind ein weit verbreitetes Problem und aus allen Ländern bekannt, in denen es zur Überschneidung menschlicher Aktivitäten mit Elefantengebieten kommt. Sie sind daher sehr gut untersucht und mittlerweile gibt es einen ganzen “Katalog“ an wissenschaftlich fundierten Maßnahmen, die zu einer angemessenen Lösung beitragen können. Hier braucht es in Liberia noch viel Aufklärungsarbeit. Wie sich herausstellte fühlen sich die Leute in Gola Konneh völlig hilflos und kennen bis auf Lärm und Feuer kaum wirksame Methoden zur Konfliktlösung. Die Dorfbewohner bleiben meist völlig passiv, sind verständlicherweise verängstigt oder aber entwickeln einen regelrechten Hass auf Elefanten. Nicht wenige sind der Meinung, die einzige Lösung bestehe darin, “Problemelefanten“ zu töten. Hier ist schnellstens Abhilfe zu leisten, zunächst einmal durch Einführung effektiver, einfacher und kaum kostenaufwendiger Sofortmaßnahmen, wie gemeinsamer Bewachung von Farmen, den Einsatz von Taschenlampen und Lärm, Abbrennen von Chilibriketts etc.. Auf Dauer müssen dann natürlich die tiefer zugrundeliegenden Ursachen wie z.B. das weitere Vordringen in Elefantenhabitate angegangen und durch langfristige Maßnahmen wie strategische Landnutzungspläne gelöst werden. Bei unserem Besuch in Gola Konneh erhielten die Farmer u.a. eine kurze Schulung in unbedenklich anwendbarer Soforthilfemaßnahmen und berichteten uns einige Tage später, dass sie damit die Elefanten erfolgreich vom weiteren Betreten der Dörfer abhalten konnten. Ein intensiveres Training für Gola Konneh und andere betroffene Kommunen ist bereits in Planung.
Update zu COVID 19 und unserer Arbeit in Liberia
In Liberia wurde der erste Corona-Fall Mitte März 2020 gemeldet und bisher verlief die Ausbreitung des Virus relativ moderat und hauptsächlich auf die Hauptstadt Monrovia beschränkt. Aufgrund der Ebolakrise von 2014 ist Liberia mit Situationen wie derzeit unter COVID 19 bestens vertraut und dementsprechend wurden zügig diverse nationale Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Dennoch konnten wir unsere Arbeit bisher, wenn auch mit einigen Einschränkungen, unter Einhaltung aller Vorschriften nahezu wie geplant fortsetzen. Generell stellt COVID 19 aber natürlich auch für den Natur- und Wildtierschutz eine enorme Herausforderung dar, sei es weil laufende Projekte und Schutzmaßnahmen vorübergehend unterbrochen werden müssen, oder weil potentielle Geldgeber angesichts der Corona-Epidemie ihre Förderschwerpunkte verlagern bzw. bereits zugesicherte Budgets kürzen müssen. Wir hoffen dass der Elefantenschutz, sowohl hier in Liberia als auch in anderen Ländern, nicht zu sehr unter den Auswirkungen von COVID 19 leiden wird und werden unsere Arbeit unermüdlich fortsetzen.
31.03.20 – Erste Zwischenbilanz
Die vergangene Trockenzeit haben wir voll ausgenutzt und waren von November bis Februar nahezu ununterbrochen im Wald unterwegs. Nun haben wir zwei Drittel des nordwestlichen Waldblockes abgedeckt und sämtliche Daten ausgewertet, die wir bisher gesammelt haben.
Erfreulicherweise haben wir in fast allen untersuchten Gebieten Elefantenspuren gefunden. Momentan gehen wir davon aus dass es im Nordwesten mindestens noch 5 verschiedene Gruppen gibt, die alle eine gesunde Populationsstruktur aufweisen. Das heißt dass alle Alters- und Größenklassen in Anteilen vertreten sind, wie man es von einer langlebigen und sich langsam fortpflanzenden Art wie dem Waldelefanten erwarten würde. Die Kerngebiete der Gruppen befinden sich z.T. in bereits ausgewiesenen Schutzgebieten, was die Wichtigkeit der langfristigen Erhaltung dieser Waldareale noch einmal unterstreicht.
Ein weiteres Hauptergebnis ist die Analyse des Wanderverhaltens, das hauptsächlich durch die saisonale Verfügbarkeit von Wasser- und Nahrungsressourcen gesteuert, aber auch durch das Ausmaß menschlicher Störfaktoren beeinflusst wird. Generell ziehen sich die Waldelefanten in der Trockenzeit tiefer in abgelegene Waldgebiete zurück, während sie sich in der Regenzeit weiter und über größere Regionen ausbreiten.
Die größten Gefahren für Waldelefanten im Nordwesten Liberias stellen die zunehmende Fragmentierung der verbleibenden Waldfläche sowie störende Einflüsse durch menschliche Aktivitäten wie Brandrodung zur Gewinnung von Farmland, Erzabbau und Holzeinschlag dar, wodurch die Tiere mancherorts in Bedrängnis geraten und es zu Mensch-Elefanten-Konflikten kommen kann. Meist handelt es sich dabei um Ernteschäden, weil die Farmen immer näher an ursprüngliches Elefantenhabitat gebaut werden. In einigen der betroffenen Dörfer sind bereits unsere Elefanten-Schützer vor Ort, um uns über derartige Vorkommnisse auf dem Laufenden zu halten und die Dorfbewohner in bewährte Konflikt-Lösungsansätze einzuführen.
24.10.2019 - Training von Elefanten-Schützern
Im Oktober führten wir ein Ausbildungsprogramm zum Waldelefantenschutz durch. 7 ausgewählte Mitarbeiter der liberianischen Forstbehörde (FDA) und 8 ortsansässige Vertreter von vier Kommunen aus dem nördlichen Waldblock Liberias wurden über 2 Tage zu den Themen Waldelefanten Ökologie, Geschützte Tierarten Liberias, Vermeidung von Mensch - Elefanten - Konflikten und in der kontinuierlichen Aufnahme von Waldelefanten Daten trainiert.
Mit den 8 ausgebildeten Vertretern aus den vier unterschiedlichen Kommunen haben wir nun die Möglichkeit, ganzjährig zielgerichtete und standardisierte Informationen zu erhalten, und können somit in bestimmten Situationen wie z.B. bei Mensch-Elefanten-Konflikten sofort reagieren. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt zum effektiven Schutz des Waldelefanten in Liberia.
12.08.2019 - Lernen, Radioshow, Zeitung
12.08.2019 Liberia feiert zum ersten Mal zusammen mit ELRECO den Welt Elefanten Tag. Schon morgens von 8:00-10:00 veranstalteten wir ein landesweites Radioprogramm mit Informationen zu unserem Waldelefantenschutzprojekt in Liberia und der Region.
Zusätzlich verteilten wir in den drei größten Supermarktketten in Monrovia mehrere hundert Flyer zum Elefantenschutz Programm von ELRECO und der Waldschutzbehörde.
Auch die Presse veröffentlichte mehrere Artikel in unterschiedlichen Tageszeitungen. Lesen Sie dazu den kompletten Artikel auf unserer englischsprachigen NEWS! Seite.
20.06.2019 - Erste Karte, Auswertung, Planung
Nach fünf Monaten im Wald sind wir soweit eine erste Auswertung der bisher erhobenen Daten vorzunehmen, was ist für uns eine sehr spannende Sache ist. Durch die Analyse können wir unsere ersten subjektiven Eindrücke die wir im Wald gesammelt haben mit Zahlen unterlegen. Der Datensatz wird Rückschlüsse auf die Verbreitung und relative Häufigkeit von Waldelefanten im Norden Liberias erlauben. Für 2019 planen wir noch eine weitere Expedition im August, womit wir dann mehr als 50% der Waldgebiete im Norden erforscht haben werden.
01.05.2019 - Pannen, Lernen und neue Freunde
Die Regenzeit kommt immer näher und die ersten Regengüsse verursachten gleich ein großes Verkehrschaos, was jedoch für Liberia nichts Außergewöhnliches ist. Irgendwie kommt man dann doch immer wieder weiter, allerdings ist Geduld gefragt. Auch wir wurden nicht verschont - einmal blieben wir im wahrsten Sinne des Wortes in einer Brücke stecken, ein anderes Mal versagten die Bremsen... für unseren versierten Fahrer aber alles kein Problem. In verschiedenen Schulen und Gemeinden veranstalteten wir Aufklärungskampagnen zum Thema Waldelefanten und gewannen viele neue Freunde.
01.04.2019 Messen, Sammeln und Fußspuren
Auf zum nächsten Elefanten survey! Unser Ziel: Die Provinz Lofa im äußersten Nordwesten Liberias an der Grenze zu Sierra Leone. In diesem Gebiet fanden wir gleich in den ersten Tagen jede Menge frischer Elefantenspuren. Zur Datenaufnahmen gehören unter anderem das Vermessen der Fußabdrücke (der Umfang des Vorderfußes entspricht der halben Schulterhöhe des Elefanten) sowie das Sammeln von Kotproben zur DNA Analyse im Labor. Elefanten hinterlassen aber auch noch andere Anzeichen wie z.B. abgeschabte Baumrinde, abgeknickte Zweige und Scheuerspuren an Baumstämmen, die ebenfalls einen Hinweis auf die Körpergröße liefern.
27.12.2018 - Es geht los!
Seit der Gründung von ELRECO im Juli 2017 waren wir hauptsächlich mit der Akquirierung von Geldern beschäftigt, um die praktische Arbeit in Liberia finanzieren zu können. Dank der Spenden zahlreicher Privatpersonen sowie einiger größerer Organisationen konnten wir am 06. Dezember nun endlich loslegen und unternahmen eine erste Expedition in das relativ schwer zugängliche Waldgebiet Wologizi im Nordwesten Liberias. Gemeinsam mit ortskundigen Führern überquerten wir Berge und reißende Flüsse, um immer tiefer in das Herz Wologizis vorzudringen, wo wir die Waldelefanten vermuteten. Die Strapazen haben sich gelohnt – wir konnten einen ersten Nachweis liefern, dass in dem von uns erforschten Gebiet noch eine relativ große Population lebt. Um genauere Zahlen zur Verbreitung, Populationsdichte und Wanderrouten der Waldelefanten zu erhalten sind detailliertere Studien notwendig. Anfang Januar 2019 brechen wir zu einer zweiten Expedition auf um noch andere potentielle Waldelefanten Gebiete zu erforschen.